"Zwischendurch gab es haarige Situationen"
Stepp-Biker Mathias Schramm über seine 400-Kilometer-Tour von Jüterbog nach Prag auf sattellosen Laufrädern
MAZ: Ihr ehrgeiziges Ziel hieß, rund 400 Kilometer im Stehen von Jüterbog nach Prag zu steppen. Hat das tatsächliche geklappt?
Mathias Schramm: Na klar. Wir sind alle am Ostersonntag abends gesund im Hotel Prag angekommen, haben alle durchgehalten und auch die Technik hat nicht versagt. Wir hätten während der Tour weder einen befürchteten Kettenriss und auch keinen Getriebeschaden. Unser Mechaniker Jörn Sefeloge begleitete uns dafür, aber die Technik hielt.
MAZ: Klingt nach einem Sparziergang, gab es denn gar keine Probleme?
Mathias Schramm: Doch, doch. Was sich so leicht anhört, war natürlich ein Kampf. Jeder von uns acht musste ganz für sich allein immer wieder seinen inneren Schweinehund besiegen. Besonders das Wetter war am ersten Tag - das war am Karfreitag - ziemlich unterirdisch. Wir hatten typisches April-Wetter mit viel Dauer- und Starkregen und kamen völlig durchgenässt am ersten Etappenziel in Coswig (bei Meißen) an, wo wir bei dem Wetter gezeltet haben. Wir haben uns alle gegenseitig dazu motiviert durchzuhalten. Zwischendurch gab es aber auch einige ziemlich haarige Situationen.
MAZ: Zum Beispiel?
Mathias Schramm: Kurz vor Prag ging es 3,5km durchweg steil bergauf auf einem unbefestigten Feld- und Schotterweg, den wir so nicht erwartet hatten. Da hatten wir enorm zu knabbern, besonders wegen des unbefestigten Untergrunds. Bergab wurde es ebenfalls riskant, als wir mit den Bikes mit Tempo 50 hinabrollten. Auch haben wir uns streckenweise verfahren, da der Elbe-Radweg vor Dresden nicht so toll ausgeschildert ist. Wir mussten stellenweise querfeldein über einen Acker. Doch am Ende sind wir angekommen, das ist das Wichtigste.
MAZ: Wie lange dauerte die Tour?
Mathias Schramm: Wir haben eine reine Fahrzeit von 22 Stunden gezählt. Pro Tag haben wir etwa acht Stunden auf den Stepp-Bikes zurückgelegt, mit kleineren Pausen. Das war besonders am ersten Tag extrem kräfteraubend.
MAZ: Wünscht man sich da nicht ein normales Fahrrad mit Sattel?
Mathias Schramm: Nein, ganz im Gegenteil. Bei uns fuhren auch zwei mit Mountainbikes mit, aber bei langen Touren hat man ehr Probleme, dass man nicht mehr sitzen kann. Wenn man mit Stepp-Bike so hinrollt, kann man sich gerade aufrichten und sich so im Stehen hervorragend ausruhen und die Fahrt genießen.
MAZ: Wird es eine nächste Tour geben?
Mathias Schramm: Wir haben alle Muskelkater, aber sind uns einig, dass wir das wieder machen wollen. Wir würden gern an der Ostseeküste entlang. Das Ziel heißt aber Skate-Arena: Dort findet am 28. Juni das Zwölf-Stunden-Stepp-Bike-Rennen statt.
(Interview: Kathrin Burghardt, MAZ)